Rhabarber kennt jeder. Aber wisst ihr auch, dass es neben den klassischen Sorten auch eine gibt, deren Stängel man bis in den Herbst ernten kann? Oder ob Rhabarber ein Obst oder Gemüse ist? Oder wo Rhabarber gut wächst? Gleich schon!
Rhabarber...begleitet mich seit meiner Kindheit
Am Rhabarber scheiden sich die Geister. Entweder man liebt sein süß-saures Aroma oder findet den Geschmack der Stangen schlimm. Ich bin mit Rhabarber aufgewachsen. In meiner Kindheit prägte er die Nachbargärten und somit auch die traditionellen Nachtische. Die alltäglichen Stippvisiten bei den „Tanten Josefa und Roberta“ bescherten mir zur Rhabarberzeit jede Menge Rhabarberkompott plus Vanillesoße und Kuchenstücke mit hohen Hauben aus Baiser. So war ich quasi verhaftet, ihn lecker zu finden. Zum Glück!
Ich erinnere mich daran, dass ich es komisch fand, wenn der Rhabarber von einem Tag auf den anderen von der Speisekarte gestrichen wurde. Am 24. Juni, dem Johannis-Tag, war mit dem Ernten Schluss. Heute weiß ich natürlich, dass dies grundsätzlich richtig ist. Denn im Laufe des Sommer erhöht sich die Konzentration von Oxalsäure in den Stängeln – und eine hohe Dosis Oxalsäure tut der Gesundheit nicht gut. Aber es gibt noch einen anderen guten Grund, einen Rhabarber im Sommer in Ruhe wachsen zu lassen: Er braucht viel Zeit, um Kraft zu tanken für eine gute Ernte im nächsten Jahr .
Rhabarberstiele richtig ernten
Als Faustregel gilt, dass man nicht mehr als zwei Drittel aller Blattstiele ernten sollte. Insbesondere bei jungen Pflanzen ist es ratsam, die Blüten vom Rhabarber an der Basis vorsichtig abzudrehen, damit der Rhabarber nicht seine gesamte Energie in die Bildung von Samen steckt. Eine Ausnahme macht die schnell wachsende Sorte ‘Livingstone’. Ab dem 3. Jahr kann man durchaus eine seiner gigantischen weißen Blüten stehen lassen.
Eine gute Pflege hält das langlebige Gemüse vital!
Ich habe zwei Rhabarber von meiner Vorgängerin geerbt. Nummer eins schwächelt seit ein, zwei Jahren. Er ist wahrscheinlich bereits in einem Alter, in dem man sich nicht mehr komplett verausgaben möchte :). Außerdem hockt er eingepfercht zwischen einem Weg und dem Apfelbaum. Dem zweitem Exemplar schräg gegenüber geht es prächtig. Vielleicht auch, weil er mehr als einen Quadratmeter ganz für sich allein hat – eine Größe, die man mindestens für einen Rhabarber einplanen sollte.
Rhabarber pflege ich, indem ich ihn im Frühjahr mit 10 bis 15 Liter Kompost dünge – bevor er austreibt. Die 2. Portion Kompost bekommt er nach Ernteschluss. Dieses bewirkt wahre Wunder! Wenn es im Sommer zu trocken ist, wässere ich meine Rhabarberpflanzen regelmäßig. Und auch ein Blick unter die Blätter lohnt sich: Ich finde dort immer Nacktschnecken, die sich dort vor mir verstecken 🙂
Ab ins Beet: Welcome Sorte 'Livingstone'!
Wenn du merkst , dass dein Rhabarber altersmüde wird, dann kannst du verjüngen indem du ihn teilst. Der Herbst ist die beste Jahreszeit, um Teilstücke von Rhabarber umzupflanzen. Die Temperaturen sind moderat, der Boden ist noch warm und man muss nicht so viel gießen. Wird er in Töpfen angeboten, kannst du Rhabarber natürlich auch im Frühling pflanzen. Die Gemüsestaude fühlt sich nur auf feuchten, durchlässigen, nährstoffreichen Böden wohl. Er liebt sonnige bis halbschattige Plätze, wo seine Wurzeln sich ungestört tief ausbreiten können.
Mit dem Ernte musst du dich nach der Pflanzung ein wenig gedulden. Erst im zweiten und dritten Standjahr darf man die ersten Stängel abschneiden.
Rhabarber pflanzen: Schritt für Schritt Anleitung
Sortenvielfalt entdecken für deinen Garten oder Balkon
Ist Rhabarber ein Obst oder ein Gemüse? Ich tippe, dass bei Umfragen 50 Prozent der Beteiligten sicher sind, das Rhabarber ein Obst ist. Leider falsch…Rhabarber zählt zu den Gemüsen. Und zwar zu den wenigen, die den Winter gut überstehen und uns jahrelang beschenken! Zudem hortet das Gewächs aus der Familie der Knöterichgewächs in seinen Stängeln viele Mineralien, Vitamin B und C und ist kalorienarm. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass man die Blätter von Rhabarber auf keinen Fall essen darf. Ihr hoher Gehalt an Oxalsäure hat nach der Einführung von Rhabarber im mitteralterlichen Europa einigen Menschen das Leben gekostet. Man kann sie aber sehr gut zum Mulchen gebrauchen!
Die klassischen Rhabarber-Sorten unterscheiden sich in Größe, Aussehen und Geschmack. Zu den bewährten grünfleischigen Sorten zählt ‘The Sutton’. Die mächtigste unter ihresgleichen schmückt sich mit halb grünen, halb roten 90 cm hohen Stielen. Eine schöne Alternative ist die Sorte ‘Esta’. Sie wird nicht ganz so groß, und ihr Fruchtfleisch punktet mit einer leicht säuerlichen Note.
Sehr beliebt ist die späte kanadische Sorte ‘Red Valentine’, dessen leckere Stängel durch und durch rot gefärbt sind. Sie gehört wie die 40-50 cm niedrigen Rhabarbersorten ‘Frambozen Rood’ (Himbeer-Rhabarber) und ‘Holsteiner Blut’ zu den rotfleischigen Sorten. Die kurzen Sorten überzeugen mit einer milden Geschmacksnote.
Eine besondere Stellung innerhalb der Sorten nimmt ‘Livingstone’ ein. Da sie schnell wächst, kann man sie durchgehend bis zum Herbst ernten.
Rhabarber haben wir auch im Garten, und haben ihn auch schon vermehrt. Mir war aber nicht bewusst, dass es soviele Sorten gibt. Wieder was gelernt.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang, ich freu mich sehr darüber, dass ich dein gärtnerisches Wissen in Sachen Rhabarber ein bisschen erweitern durfte! Liebe Grüße Antje